Fast 20 Interviewpartner kommen in dem deutschen Dokumentarfilm zu Wort, der in monatelanger Arbeit entstanden ist. Die Tickets für die Premiere kosten 10 Euro pro Person. | Cihan Simsek

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Mallorca hat einen langen Weg hinter sich. Seit dem Beginn des Massentourismus in den 60er-Jahren hat sich viel getan. Immer mehr Urlauber kommen auf die Insel und geben immer mehr Geld aus, die Lebenshaltungskosten steigen und Wohnraum ist mittlerweile mit einem Durchschnittseinkommen nahezu unbezahlbar geworden.

Mit dieser Entwicklung beschäftigt sich der deutschsprachige Dokumentarfilm „Mallorca – Dem Wandel auf der Spur”. Zwei langjährige deutsche Residenten aus Palma haben viele Monate Arbeit in das Projekt gesteckt, das den zweiten Untertitel „Von der Putzfraueninsel zur Luxusdestination” trägt. Am Donnerstag, 25. April, um 17 Uhr, ist der Film im Kino Cineciutat in Palma de Mallorca zu sehen.

Darin kommen unterschiedliche Protagonisten zu Wort, „vom mallorquinischen Bauern bis zu Menschen, die puren Luxus verkörpern”, so Videoproduzent Cihan Simsek und Immobilienmakler Maurice Klingenschmitt. Die Einheimischen werden von Lokalpolitikern und Unternehmern vertreten, auch Bewohner des umstrittenen Drogenviertels Son Banya werden abgebildet. Insgesamt wurden fast 20 Interviews geführt, darunter auch mit Insel-Promis wie den Robens und Ballermann-Sänger Mickie Krause, deutschen Unternehmern sowie dem österreichischen Investor und TV-Gesicht Paul Misar. „Die Kontraste und das Gefälle der Insel werden so herausgearbeitet. Uns war die Mischung wichtig”, verraten die Macher des Films im Gespräch mit MM.

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Stolz präsentieren die deutschen Residenten beim MM-Gespräch ihren ersten gemeinsamen Kinofilm "Mallorca - Dem Wandel auf der Spur": Cihan Simsek (l.) und Maurice Klingenschmitt. Foto: P. Lozano

Die beiden arbeiten schon seit Jahren zusammen, doch neben Immobilienvideos haben sie über die Jahre viele Formate bei Instagram und YouTube gemeinsam produziert. Die treibende Kraft war Klingenschmitt, der die Vision eines Kinofilms hatte. „In mir steckt ein Kreativer”, sagt er mit einem Schmunzeln. Während der Dreharbeiten erlebten sie immer wieder Überraschungen, wie eine ältere Mallorquinerin aus Portixol. „Es war reiner Zufall, dass wir sie getroffen haben”, erzählt der Immobilienmakler. „Sie hat uns dann so herzlich zu sich eingeladen und uns sogar Familienalben gezeigt.”

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„Doch ich war skeptisch, ob ich die Doku wirklich alleine hinbekomme”, gibt Videoproduzent Cihan Simsek zu. „Meinen letzten Film hatte ich als Abschlussarbeit meines Studiums gemacht.” Eigentlich dreht der 41-jährige Deutsch-Türke Musik, Image- und Eventvideos auf Mallorca. Über 200 Stunden hat er das Material für den Film geschnitten und bearbeitet – „fast im Alleingang”, fügt er stolz hinzu.

Klingenschmitt und Simsek leben und wirken schon seit fast 13 Jahren auf der Insel und spüren deren Entwicklung täglich. „Beruflich bedeutet die Entwicklung für uns natürlich: mehr Menschen, mehr Jobs, mehr Geld”, sind sich die beiden einig. „Doch privat hat man manchmal das Gefühl, man wird verdrängt”, sagt Simsek. Er sieht sich während des Interviews um, das MM im Altstadt-Zentrum führt: „Die einzigen Einheimischen, die ich sehe, sind der Kellner und der Getränkelieferant”, kommentiert er. „Mallorca ist im Trend. Die Straßen sind jetzt schon so voll, dabei ist erst April.” Sein Partner Klingenschmitt ergänzt: „Ich lebe seit Jahren in Son Verí Nou. Mittlerweile gibt es dort mehr Zugewanderte als je zuvor.”

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Im Drogenviertel Son Banya zu filmen, war eine brenzlige Situation während der Dreharbeiten. Foto: Cihan Simsek

Um die Gesellschaft der Insel in all ihren Facetten abzubilden, trauten sich die beiden Macher des Films sogar in das Drogenviertel Son Banya. „Wir waren bestimmt die Ersten, die es mit Kamera und Mikrofon da rein geschafft haben”, meint der Videoproduzent Simsek. „Und wir haben mit dem Feuer gespielt”, so Klingenschmitt, „wir wurden sogar für verdeckte Ermittler gehalten.” Wie lebt es sich in dem Drogenmilieu, wie wirkt sich der Wandel zur Luxusdestination auf seine Anwohner aus? All diese Fragen sollen in dem Dokumentarfilm, der rund 59 Minuten geht, beantwortet werden. Zu viel wollten die beiden Filmemacher noch nicht verraten.

Bisher ist eine einmalige Kinovorführung geplant. 250 Zuschauer passen in den Saal des Kinos Cinecuitat in Palma, Tickets sind online verfügbar. Ob der Film künftig auch im deutschen Fernsehen gezeigt oder auf Plattformen gestreamt wird, ist noch offen.