Immobilienmaklerin Claudia Kuhrau arbeitet im Home-Office. Pausen macht sie im Café oder auf ihrer Terrasse, gerne mit einer guten Lektüre. | Anja Schmidt

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Die Sonne scheint ins Home-Office und Kaffeeduft strömt aus der offenen Küche, als Claudia Kuhrau fröhlich die Türe öffnet. Als Rheinländerin versprüht sie positive Energie, sodass man sich als Gast gleich willkommen fühlt.

Diese offene Art ist vermutlich einer der Gründe, warum sie sich über zu wenig Kundschaft nicht beklagen kann. Immerhin führt Kuhrau seit 30 Jahren ihr eigenes Immobilienbüro auf Mallorca. „Als ich 1994 auf die Insel auswanderte, war vieles so neu für mich, dass ich buchstäblich ins kalte Wasser springen musste. Ich konnte noch kein Spanisch, bin eigentlich gelernte Krankenschwester und hatte in Deutschland zuletzt im Gastronomiebereich gearbeitet”, erzählt sie und lächelt selbstbewusst. Denn sie scheute sich nicht vor den neuen Herausforderungen und ging sie gleich an. Nach einem sechswöchigen Intensivkurs der spanischen Sprache fing sie an bei einem Immobilienbüro auf Provision zu arbeiten. „Ich hatte ja keine Ahnung von der Branche und musste mich erst einmal einleben”, so die Langenfeldlerin. Schnell habe sie aber gemerkt, dass sie genau das richtige Berufsbild für sich gefunden hatte und saugte alle Informationen wie einen Schwamm in sich auf. „Nach einem halben Jahr beschloss ich mich in Peguera selbständig zu machen und ging gleich in die Vollen”. Keine Frage, dass der Erfolg bei so viel Freude am Beruf nicht lange auf sich warten ließ. „Ich liebe meinen Job! Ich treffe jeden Tag neue interessante Menschen, viele meiner Kunden wurden enge Freunde”, so Kuhrau, die auch persönlich schnell auf der Insel Fuß fasste. „In meinen Pausen gehe ich immer in das lokale Café und lasse mir von den Einheimischen erzählen, was es neues im Dorf gibt”.

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Erklärt diese Aufgeschlossenheit gegenüber anderen Menschen vielleicht das langjährige Gedeihen des kleinen Ein-Frau-Unternehmens? Die Konkurrenz auf Mallorca ist schließlich enorm groß. „Ohne eine gewisse Grundhaltung geht gar nichts”, sagt Kuhrau ernst. „Bis heute bin ich stets darauf bedacht, zuverlässig, ehrlich und seriös zu sein. Das spricht sich herum”, betont sie. Außerdem hebe sich ihre Kundenbetreuung nach dem Verkauf stark von anderen Anbietern ab. „Von der Beantragung der NIE-Nummer, die jeder zugezogene als Erstes beantragen muss, bis zur Strom- und Wasseranmeldung erledige ich alles für meine Kunden. Ich habe sogar schon beim Möbelkauf geholfen oder bei einem extrem kalten Besichtigungstermin eine heiße Suppe serviert”, so Kuhrau. Zudem erkläre sie genau, was die Leute auf Mallorca steuerlich und rechtlich beachten müssen.

Die Leidenschaft für fortschrittliche Technologie hat die 66-Jährige auch nie verloren. „Als ich in den 90er Jahren anfing, hantierte ich noch mit Pocketkamera und Faxgerät. Heute geht alles so viel leichter! Ich kann meine eigenen Videos drehen, zurechtschneiden und in den sozialen Netzwerken hochladen. Das macht mir unheimlich viel Spaß”.

Der persönliche Touch des Geschäfts ist in ihren Videos auf Facebook deutlich zu erkennen. Vor ein paar Wochen nahm sie ihren zehnjährigen Enkel auf, wie er seiner Oma Marketingtipps gab. „Er forderte mich doch glatt vor laufender Kamera dazu auf, in meinen Reels auch mal Englisch zu sprechen. Das gehöre sich schließlich heute so. Außerdem riet er mir aus tiefster Überzeugung, dass ich meinen Kunden immer zuerst die teuersten Häuser zeigen soll”, sagt sie und lacht.